Leuchtfeuer der Liebe by Susan Wiggs

Leuchtfeuer der Liebe by Susan Wiggs

Autor:Susan Wiggs
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 9783899411164
Herausgeber: Cora-Verl.
veröffentlicht: 2006-06-14T22:00:00+00:00


12. KAPITEL

A m nächsten Morgen lag Mary wach im Bett, blickte auf die weiß getünchten Deckenbalken und horchte auf das Zwitschern der Lerchen hoch in den Lüften und auf das Rauschen der Brandung in der Ferne. Bald, wenn Habicht und Adler sich auf ihren Beuteflügen von den Aufwinden in den Himmel schraubten, würden die Singvögel verstummen.

Sie schloss die Augen und fragte sich, wo sich die Singvögel verbargen, wenn sie nicht zwitschernd durch die Lüfte flogen. Und dann dachte sie an Jesse. Wie immer. Letzte Nacht hatte sich alles zwischen ihnen verändert.

Etwas bewegte sich in ihr wie ein sanftes Flügelschlagen, und sie lächelte. Das Baby wuchs und wurde jeden Tag lebhafter. Bald würde sie kugelrund sein. Ihr Lächeln schwand. Sie dachte an Jesses Blick, bevor sie ihm Gute Nacht gewünscht hatte. Sein Blick war über ihren Bauch geglitten. Dabei hatte sie etwas in seinen Augen gelesen ... was? Erwartung? Neugier? Abscheu? Sie wusste es nicht.

Sie mutete Jesse sehr viel zu, wenn sie erwartete, er würde das Kind eines Fremden akzeptieren. Aber genau so sollte es sein. Es war ihr Wunschtraum.

Sie öffnete die Augen, richtete sich zum Sitzen auf, ihr Herz schlug schneller. Sie kannte die Antwort. Wunsch und Bedürfnis, die sie sich selbst nicht eingestanden hatte, vereinten sich plötzlich zu einer Erkenntnis.

Endlich war sie fähig, sich die Wahrheit einzugestehen. All ihre hochfliegenden Ideen, ihr Schicksal zu erfüllen und Jesse von seinem jahrelangen Kummer zu befreien - das alles war dummes Gerede. Ein Vorwand, um sich nicht einzugestehen, wonach sie sich wirklich sehnte. Sie wollte für immer hier mit Jesse Morgan leben. Sie wollte ihr Kind hier großziehen. Sie wollte Jesse lieben. Und so sehnsüchtig, dass es beinahe schmerzte, wünschte sie sich seine Liebe.

„Dummes Ding", schalt sie sich halblaut, sprang aus dem Bett und wusch sich. „Er ist wie ein wildes Tier, das sich in seine Höhle verkrochen hat und seine Wunden leckt. Was, um Himmels willen, sollte dieser Einsiedler mit einer wie dir anfangen? Und vergiss nicht, du hast schon einmal einem Mann dein Herz geschenkt, der dich gerettet hat. Und du weißt, wie das endete."

Sie zog die Bürste in heftigen Strichen durchs Haar, die allmählich langsamer wurden, während sie sich in Erinnerungen an den Vorabend verlor. Jesse hatte ihr das Haar gebürstet. Sie dachte an seine trägen, sinnlichen Bürstenstriche, die Vertraulichkeit seiner Bewegungen, mit denen seine Finger durch ihr Haar glitten. Sie dachte an die Zärtlichkeit in seinem Blick, so unverhohlen liebevoll, als habe er sie tatsächlich berührt. Vielleicht gab es Hoffnung, wenn Jesse es schaffte, sich von der Vergangenheit zu befreien. Er musste lernen zu glauben, dass Liebe nicht nur Schmerz und Verlust bedeutete.

Mary war aus dem Nichts aufgetaucht, eine Frau im Alter von Emily, die er vor zwölf Jahren verloren hatte. Mary war schwanger, als er sie gefunden hatte. Kein Wunder, dass er in ihr eine Bedrohung sah.

Sie aber wollte, dass er in ihr eine Verheißung sah.

Nach dem Frühstück legte sie sich den Schal um die Schultern und ging in den Garten. Purpurrote Lobelien säumten den Gartenweg, und die Rosen reckten ihre Knospen der Sonne entgegen.



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